Des Bankers neue Kleider - was bei Banken wirklich schief läuft und was sich ändern muss by FinanzBuch Verlag & Martin Hellwig

Des Bankers neue Kleider - was bei Banken wirklich schief läuft und was sich ändern muss by FinanzBuch Verlag & Martin Hellwig

Autor:FinanzBuch Verlag & Martin Hellwig
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2013-09-18T16:00:00+00:00


Kapitel 13: Das Geld anderer Leute

Ich bin enttäuscht, weil viel von diesem Verhalten geschah, während ich für die Bank zuständig war. Ich bin verantwortlich, dafür zu sorgen, dass sich das nicht wiederholen kann … Wir hatten nicht genug Kontrollen. Offen gesagt haben wir die Risiken unterschätzt … Wir wissen, dass eine kleine Minderheit uns hintergangen hat. Wir wissen auch, dass wir die Vertrauensbeziehung zu der Gesellschaft, der wir dienen, wieder neu aufbauen müssen.

Bob Diamond, CEO der Barclays Bank, 2. Juli 2012

Die hier zitierte Äußerung stammt aus einem Brief an die Mitarbeiter der britischen Großbank Barclays.1 Der Brief bezieht sich auf die Beteiligung von Barclays an einer Absprache zwischen den Wertpapierhändlern mehrerer Großbanken. Die beteiligten Händler sollen im Rahmen dieser Absprach regelmäßig falsche Berichte über die Zinssätze abegegeben haben, zu denen sie sich Geld leihen konnten. Dadurch sollte der Referenzzins Libor manipuliert werden. Libor ist ein Index für den Zinssatz, zu dem die Banken in London sich untereinander Geld leihen; er wird aufgrund der Angaben der Großbanken berechnet und in Hunderten von Billionen von Verträgen auf der ganzen Welt als Referenzzinssatz verwandt.2 Einige Tage vorher hatte Barclays sich bereit erklärt, eine Zahlung von mehr als 450 Millionen Dollar zu leisten, um ein Strafverfahren wegen der Manipulation von Libor zu vermeiden. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Barclays war soeben zurückgetreten und einen Tag später musste auch Herr Diamond als CEO zurücktreten.3

In seinem Schreiben bleibt Herr Diamond bemerkenswert vage hinsichtlich des »Verhaltens«, auf das er sich bezieht. Er spricht von unzureichend kontrollierten »Risiken«, nicht aber von einem Gesetzesverstoß. Auch lässt er nicht erkennen, dass falsche Angaben, die der persönlichen Bereicherung dienten, als Straftaten geahndet werden könnten, zum Beispiel als Betrug. Er schreibt die Manipulationen einer kleinen Gruppe von Leuten zu, die die Bank nicht ausreichend überwacht habe. Jedoch hatte es diese Manipulationen jahrelang gegeben; sogar Außenstehende hatten Verdacht geschöpft.4 Wie konnte es geschehen, dass die Bank die fraglichen Personen nicht kontrollierte? Wenn die Leitung der Bank wusste, dass dies Personen waren, denen man nicht in jeder Hinsicht trauen konnte, warum brachte sie sie in Positionen, in denen ein Fehlverhalten ernsthafte Konsequenzen haben konnte? Und wenn die Leitung der Bank das nicht wusste, warum nicht?5

Viele Berichte über die Entwicklung des Finanzsektors kommen zu dem Ergebnis, dass in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten der Einfluss von Gier auf die interne Kultur der großen Banken erheblich zugenommen hat.6 Die spekulativen Geschäfte der Wertpapierhändler wurden immer größer, auch die damit verbundenen Risiken für die Banken. Gingen die Wetten auf, so bekamen die Wertpapierhändler hohe Bonuszahlungen und viele von ihnen wurden extrem reich. Solches Verhalten und solche Erfolge geben anderen ein Beispiel und laden zur Nachahmung ein. Andere wollen beweisen, dass sie genauso wagemutig sind, und wollen genauso reich werden.7 Gigantische Erfolgsprämien und das Gefühl »Das machen doch alle« haben das Bemühen um das Vertrauen der Kunden in den Hintergrund gedrängt.8



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